Virginia Jetzt!
"Lieber am Boden liegen, als in der Luft hängen"

Düsseldorf, April 2004. Ich traf Thomas Dörschel, seines Zeichens Gitarrist bei Virginia Jetzt!, im Studio. Während dem neuen Album durch Produzent Yem der letzte Feinschliff gegeben wurde, sprach ich mit ihm über den unaufhaltsamen Aufstieg von Virginia Jetzt!, warum man vor der Band Angst haben muss und was VJ! über die ärzte zu sagen haben.

Wir befinden uns gerade im Studio, wo ihr an eurer neuen Platte arbeitet. Macht euch eigentlich die Studio-Arbeit generell Spaß?

Ja und nein. Eine Platte aufzunehmen ist irgendwie so wie einen Film zu drehen. Das ist mir letztens erst bewusst geworden. Beim Filmdreh ist es ja manchmal auch so, dass du für 10 Sekunden, die dann im Film vorkommen 1 Tag drehst und beim Musik machen auch. Für 45 Minuten Musik bist du mehrere Wochen beschäftigt. Das ist ein bisschen anstrengend, weil es Zeit kostet. Wir sind jetzt nicht die Band, die wahnsinnig tight spielt, d.h. wir müssen oft mehrere Takes zusammenpuzzeln. Das ist dann mitunter das Nervige, was auch so lang dauert. Auf der anderen Seite macht es auch Spaß, wenn man sieht, was dabei heraus kommt.

Wie spielt ihr die Songs dann im Studio ein?

Wir spielen die Songs Spur für Spur ein, d.h. wir fangen mit Schlagzeug und Bass an und arbeiten uns dann weiter vor. Am Ende wird dann der jeweilige Song noch auf Hochglanz getrimmt.

Wie weit seid ihr mit den Aufnahmen zu eurer neuen Platte?

Wir sind schon sehr weit gekommen. Wir liegen auch relativ gut in der Zeit, wenn wir auch bisher ein bisschen länger brauchten, als wir dachten. Die Songs stehen eigentlich schon alle und sind alle auch schon hörbar, aber der Feinschliff fehlt halt noch.

Sobald ein Song dann im Kasten ist. Wie zufrieden seid ihr dann mit dem Ergebnis? Kommen dann schon bald die Verbesserungswünsche?

Ist sehr unterschiedlich. Es gibt Songs, da sagt man auch nach einem Jahr noch: "Da hätte man nichts besser machen können.". Es gibt aber auch Stücke, da meckert man relativ schnell wie "Die Gitarre hätte man besser spielen können" oder man mag sie halt einfach nicht mehr - das kommt natürlich auch vor.

Was kann man von eurer neuen Platte erwarten?

45 Minuten Musik von der besten Band der Welt (lacht).

Ich glaube den Titel beansprucht schon eine andere Band für sich.

Echt? Die Platte wird auf jeden Fall besser klingen. Ich find, dass sie bessere Songs enthält. Es wird auf jeden Fall ernster sein, als auf der letzten Platte.

Euch wurde ja auf der letzten Platte viel Kitsch vorgeworfen...

Ja. Kitsch wird auch wieder enthalten sein. Es wird sogar noch poppiger werden, als auf der letzten Platte, d.h. auch weniger verzerrte Gitarren. Insgesamt aber ein ernsterer Ton, was sich aber auch abzeichnete.

Kann man sich schon auf einen VÖ einstellen?

Ja, Mitte August bzw. spätestens Ende August.

Gibt es auch schon einen Titel?

Ja, aber den werden wir nicht verraten. Nur soviel: sie soll "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!" heißen und in einer blauen Plüschhülle erscheinen (lacht).

Lass uns einen kleinen Rückblick in eurer Bandgeschichte machen: wie habt ihr euch als Band gefunden?

Nino und ich sind auf die gleiche Schule, sogar in die gleiche Klasse, gegangen und Mathias und Angelo haben auch die gleiche Schule besucht - allerdings eine andere und ich hab dann irgendwann mit Nino angefangen eine Band zu gründen. Das hat sich dann nach 1 1/2 Jahren zerschlagen. Dann habe ich mit Mathias angefangen Musik zu machen. Nino hat derweil mit anderen Leuten etwas zusammen gemacht. Nach 3 Jahren haben wir dann zusammen gefunden und das fühlte sich dann besser an als alles andere vorher. Es ist halt alles auch schwieriger in der Region, wo wir her kommen, Konzerte zu spielen. Für die Bandstimmung ist es nicht gerade erbaulich, wenn du die ganze Zeit im Proberaum hockst und dann nur 3 Gigs im Jahr spielst, wovon einer beim Feuerwehrfest ist. Da geht dann halt irgendwann die Motivation flöten. Wir hatten halt Glück, das wir kurz nach der Gründung noch einen Bandwettbewerb in Aussicht hatten, da haben wir dann den 2. Platz belegt, obwohl wir 3 Wochen lang Songs eingeprügelt haben.

Ihr seid in der ehemaligen DDR groß geworden. Welche Musik hat euch seitdem am meisten beeinflusst?

Bei mir fing das mit 10 Jahren an, wo ich mich intensiver mit Musik beschäftigt habe. Da habe ich dann einen Walkman bekommen, der nicht so einfach zu beschaffen war. Da waren dann Depeche Mode oder Modern Talking (muss ich leider zugeben) meine ersten Kassetten. Es war schon eher westliche Musik und ich kann mich erinnern, dass es in den letzten Jahren auch nicht mehr so streng genommen wurde seitens der Regierung. Von daher hat unsere Herkunft nicht viel damit zu tun. Wenn, dann aber damit, dass ostdeutsche Musik nach der Wende verpönt war. Man hat sich dann aber nicht mehr so an die Musik rangewagt, wodurch dann auch solche, wie ich finde, fantastischen Bands wie Keimzeit nicht wirklich gewürdigt worden.

Welche Ost-Bands sind eure Favoriten, sei es von früher oder von heute?

Ja, heute ist der Unterschied ja nicht mehr so groß. Wir mögen Mia z.B. sehr und früher hatten auch die Puhdys gute Momente.

Was ist mit den Skeptikern?

Die Skeptiker haben wir auch viel gehört. Die finde ich auch sehr gut. Alles, was halt alternativ war und aus dem Osten kam, das haben wir mitbekommen. Feeling B waren z.B. auch eine Ostband, aus denen sind später Rammstein hervorgegangen. Die waren auch eine sehr wichtige DDR-Punkband.

Letztes Jahr ging es für euch dann mit dem Majorlabel-Vertrag im Rücken und der ersten Platte in der Hand so richtig bergauf. Das Album wurde richtig gut abgefeiert. Was waren die wichtigsten Erfahrungen, die ihr in dieser Zeit gemacht habt?

Es war eigentlich alles eine Bestätigung dafür, dass man sich Erfolg eben erarbeiten muss und man nichts geschenkt bekommt. Wir hätten diesen Vertrag nicht bekommen, wenn wir vorher nicht 3 Jahre lang geackert hätten. Wir haben wahnsinnig viel alleine gemacht und machen jetzt auch noch viel alleine. Wir machen auch heute immer noch Dinge, für die normalerweise eine Plattenfirma zuständig ist - einfach, weil wir es gewohnt sind. Das sind auch alles Sachen, die heute den Plattenfirmen sehr wichtig sind. Denen ist es wichtig, dass man sich alles erst mal selbst erarbeitet und nicht gleich mit einem ersten Demo ankommt und einen Vertrag will. Das interessiert die nicht, denn du bist als Band noch gar nicht gefestigt. Das größte Argument für Plattenfirmen sind immer noch Fans, Plattenkäufer, Konzertbesucher - und die haben wir ganz gut gehabt. Zum anderen haben wir gemerkt, dass gerade in der heutigen Zeit, wo viele Plattenfirmen auseinander brechen und z.B. Warner Music die Hälfte seiner Beschäftigen entlässt und 75 % seiner deutschen Künstler dropt, man als Band sehr gefestigt sein musst, denn sonst gehst du aus einer solchen Krise total kaputt hervor.

Derzeit gibt es ja den verbitterten, fast schon verzweifelten Kampf der Musikindustrie gegen die MP3-Tauschbörsen, die zum Hauptgrund Nr. 1 für die Misere auserkoren worden sind. Wie siehst du das?

Man muss das differenzierter sehen. Zum einen haben die Plattenfirmen usw. natürlich recht, dass die Brennerei ein Hauptgrund ist, das war auch schon im Zeitalter der Kassette so, nur dass es heute wesentlich bequemer ist. Andererseits war das vor Jahren schon abzusehen, d.h. es hätten entsprechende Wege beschritten werden müssen, sie hätten z.B. selbst von Anfang an Klingeltöne verkaufen müssen oder so was. Das ist halt ihre eigene Schuld. Sie haben sich halt ihre eigene Landschaft kaputt gemacht, sei es das Radio oder das Fernsehen. Wenn die Plattenfirmen nur noch Profit-Acts ins Radio stecken, dann will das Radio auch nur solche Profit-Acts haben und jede Band, die halt echt sein und sich nicht formatieren lassen will, die hat es dann schwer.

Trotzdem war gerade das letzte Jahr dank der Debüts von Wir sind Helden, Angelika Express oder von euch, ein sehr erfolgreiches Jahr für die deutsche Musik. Woran, glaubst du, liegt das?

Das kann ich nicht sagen. Einen sehr großen Anteil hatten sicher Wir sind Helden daran, die wie Unkraut aus der Erde schossen und auch derzeit noch extrem erfolgreich sind. Wahrscheinlich waren es aber eher glückliche Umstände, denn deutsche Musik gab es ja schon immer. Die Frage wurde uns schon oft gestellt und wir tun uns mit der Antwort sehr schwer, denn wir wissen es leider auch nicht - sind natürlich aber sehr froh, dass es so ist.

Kommen wir zum letzten noch aktuellen Album "Wer hat Angst vor Virginia Jetzt". Wie kamt ihr auf den Titel?

Weil uns nicht so geile Titel einfallen wie den Ärzten, wobei der auch den Ärzten hätte einfallen können. Es gibt ja dieses Drama "Wer hat Angst vor Virginia Wolfe", was ein recht bekanntes Theaterstück ist und dann gibt's natürlich auch die Redewendung "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" - da lag unser Titel dann irgendwie nahe und ich habe mir dann das Recht vorbehalten, dass, sofern wir dann ein Album raus bringen, dies so nennen werden. Wir fanden es auch gut, dass das so ein bisschen anstößig ist, denn wenn man sich die Platte kauft, fragt man sich natürlich schon, warum man jetzt Angst haben soll. Der nächste Albumtitel wird auch so etwas beinhalten, damit man Reaktion hervorrufen kann.

Wie wichtig sind euch Albumtitel?

Nicht so wichtig, wie die Musik selbst. Wenn man mal ne gute Idee hat, dann ist es toll einen solchen Albumtitel zu haben, mal tut man sich aber eben auch schwer damit.

Die Ideen zu euren Artworks stammen die auch von euch?

Ja, bisher stammen in dieser Beziehung alle Ideen von uns. In diesem Jahr haben wir dann den Dirk Rudolph für das Cover gewonnen, der auch schon Sachen für Philipp Boa gemacht hat. Letztlich haben wir aber gerne die Kontrolle über solche Sachen, da halten wir es wie die ärzte. In Dieser Beziehung sind sie auch totale Vorbilder für uns, denn wir finden es riesig, dass die ihre eigene Plattenfirma haben und ihr Ding machen und sich von keinem reinreden lassen. In allem, was bei denen passiert steckt eben die ärzte drin und das soll bei uns auch so sein, da soll auch überall "Virginia Jetzt" drinstecken.

Hättet ihr beim Entstehen des letzten Albums damit gerechnet, dass die Platte so viel Resonanz hervorruft?

Ja. Die Platte lief wirklich blendend und das war auch so beabsichtigt von uns - man setzt sich als Künstler ja auch gewisse Ziele. Die Reaktionen waren dann aber doch weit größer, als wir uns das vorgestellt haben. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir an den Erfolg nicht geglaubt haben, denn sonst wären wir nicht zu so einer größeren Plattenfirma gegangen.

Auf der letzten Platte fand sich auch das Stück "Das Beste für alle" wieder, wo ihr mit der Rockmusik ins Gericht geht. Was war der genaue Hintergedanke bei diesem Song?

Das wurde oft missverstanden, weil ich mich auch nicht so deutlich ausgedrückt habe. Es war weniger die Musik gemeint, sondern mehr der Umgang mit der Musik. Es gibt da eine Zeile "Lieber am Boden liegen, als in der Luft hängen". Da waren wir auch kurz davor, denn es gibt Bands, die nicht arbeiten können, weil sie durch Vertragsklauseln daran gehindert werden. Da liege ich lieber am Boden und bin gescheitert, als in der Luft zu hängen und mich nicht bewegen zu können. Daneben gibt es auch Leute von größeren Plattenfirmen, die ständig Gästelistenanfragen machen und dann setzt man sie auf die Gästeliste, aber sie kommen nie. Das ist sogar noch gar nicht mal so schlimm. Es gibt dann sogar A&Rs, die extra von Hamburg nach Berlin zum Konzert kommen und während des Zeitpunkts des Auftritts dann total besoffen sind. Die schreiben dann in einer Email zurück: "Sorry, ich war leider schon total besoffen, aber könnt ihr mich dann beim nächsten Konzert noch mal auf die Gästeliste setzen?". Dann stellst du dir Frage: "Warum jammern die Plattenfirmen?". Die klagen, weil sie keine Kohle haben, aber dann fährt so ein A&R  von Hamburg nach Berlin komplett auf Kosten der Plattenfirma. Wie ernst nimmt der eigentlich seinen Job? Dann fängt man an echt wütend zu werden. Dieser A&R wurde übrigens später gefeuert.

Die Texte stammen größtenteils aus deiner Feder. Wie autobiographisch sind sie?

So autobiographisch, wie ich es zulasse. Wobei ich "autobiographisch" nicht verwenden würde, sondern eher "persönlich". Persönlich sind sie sowieso immer, da sie von mir sind - seien es meine Gedanken oder Träume. Da steckt also schon viel von mir drin.

Laut.de hat eure letzte Platte damit unterschrieben, das sie Songs zum Blümchenpflücken und Händchenhalten enthält. Würdest du das unterstreichen?

(überlegt) Ja. Es ist aber auch ein Album zum Knutschen sowie zum Abgehen und dabei "Wir sind von guten Eltern" zu grölen. Das ist halt eine Facette und manchmal habe ich das Gefühl, das unser Album nur auf diese eine Facette reduziert wird. Das kommt meist von den gleichen Leuten, die sagen, dass zu unseren Konzerten nur Mädchen kommen. Das stimmt nicht. Es kommen genauso viele Jungs wie Mädchen zu unseren Konzerten, nur dass die Mädchen in der 1. Reihe stehen.

Die letzte Platte hat für mich auch so eine Jungs- und Mädchenseite. Zuerst kommen solche Rocker wie "Von guten Eltern" oder "Das Beste für alle" und "Fast wie Giganten" und dann kommen eher ruhigere, melancholischere Stücke wie "Selbstbehauptungen und Grenzen" oder "Halt die Zeit an".

Ja, kann man fast so sehen. Da liegst du auch richtig. Wir sind auch eine Band, zu der eben viele Mädchen kommen - mehr als, glaube ich, zu den Beatsteaks, da kommen wohl doch mehr Jungs.

Kommen wir nun zur besten Band der Welt. Was haltet ihr von den die ärzte?

Ich glaube, ich spreche da für uns alle, wenn ich sage: "die ärzte sind ein Phänomen". Wir bewundern die ärzte total. Wir sind nicht unbedingt die größten Fans ihrer Musik - gerade die letzten Platten sind nicht mehr so mein Ding, aber das finde ich auch okay. Denn sie machen das immer noch auf einem sehr hohen Niveau, wobei ich glaube, dass sie ihr größtes kreatives Potenzial verschossen haben - in musikalischer Hinsicht zumindest. So eine Platte wie "Planet Punk" war einfach nur groß und für mich haben sie mit jeder Platte ein bisschen nachgelassen. die ärzte sind aber trotzdem ein Phänomen, denn so lang es sie gibt, sind sie immer die ärzte geblieben. Sie sind immer selbstbestimmt geblieben.
Die sind verdammt schlaue Füchse, machen eine Menge Schotter und geben das zu, aber man nimmt es ihnen nicht übel. Sie sind großartige Entertainer und haben einfach geile Ideen. Wenn die so etwas wie ein Unplugged-Konzert machen, was schon andere gemacht haben, dann ist es bei ihnen noch einmal eine ganz andere Kategorie. Die setzen halt immer noch einen drauf und da können wir nur den Hut vor ziehen. Ich kann da auch noch eine kleine Ärzte-Geschichte erzählen: Ich war vor vier Jahren bei der Popkomm, wo die ärzte im Alten Wartesaal in Köln gespielt haben. Da habe ich mir eine Karte geholt und war begeistert. Als ich jedoch da hin gegangen bin, bin ich durch den Tunnel lang gelaufen - ich wusste halt nicht, wo der Eingang ist - dann fuhr da eine Limousine vor und die drei Typen stiegen aus, flankiert von ihren Bodyguards und in ihren Bühnenoutfits, und nur ich und die waren eben in dem Tunnel - so, wie die ausgestiegen sind, habe ich mir Rockstars vorgestellt. Ein Bela B. ist nicht wirklich größer als ich, aber er war in dem Moment sehr groß. Das war halt wie so ein großer Lichtkegel - in dem Moment stiegen eben Rockstars aus.
Die haben es natürlich auch geschafft, weil sie tolle Songs haben und auch die Auszeit hatten. Ich glaube, dass tat ihnen total gut. Das macht auch einen stark, wenn man Jahre lang Musik macht und Erfolg hat und dann aufhört in der Gewissheit, dass der größte Erfolg wohl noch bevor steht. Dass haben die gemerkt, denke ich.

Der Alex von Angelika Express ist z.Zt. im Studio. Was hältst du von der neuen Angelika Express-Scheibe, die ja auch von eurem Produzent Yem produziert wurde?

Ganz grausam (lacht). Nee, ich finde die gut. Wenn ich auch ein bisschen die plakativen Songs wie "Geh doch nach Berlin" oder "Ich bin kein Amerikaner" vermisse, dafür gibt's aber auch so tolle Songs wie "Nico Päffgen". Ich finde die Platte insgesamt auf jeden Fall runder, wenn ich auch nicht so der Fan von Angelika Express bin. Aber das ist ja auch das Schöne daran - der gegenseitige Respekt, der da ist. Wenn wir z.B. dann zu dem Alex gehen und sagen: "Du machst so geile Percussions. Kannst du das nicht mal auf unserer Platte machen?" und dann macht er das auch, wie eben gerade - das ist halt super.

Ihr habt letztes Weihnachten in der Kirche gespielt. Wie kam es zu der Idee?

Das war nicht unsere Idee. Das war eine Idee von der Intro. Die haben uns gefragt und es war super. Wir planen, dass auch in diesem Jahr zu wiederholen, weil es was anderes ist. Da haben nämlich nur Nino und Ich gespielt, weil wir zu viert noch nicht so gut darin sind akustisch zu spielen. Die Leute wollen dann auch nicht tanzen oder einen Beat haben, die wollen zuhören und da reicht dann Gitarre und Klavier völlig aus. Es ist halt eine ganz andere Stimmung, die sehr schön ist.

Kommen wir zu euren Bandnamen. Ich will gar nicht auf die Entstehungsgeschichte eingehen, die kann man auf eurer Homepage nachlesen. Wie oft werdet ihr aber danach gefragt?

Eigentlich in jedem Interview.

Wann fängt man an sich dann abstruse Stories auszudenken?

Dann, wenn jemand fragt, was auch so vorgekommen ist, "Das mit eurem Bandnamen ist ja auch nicht so geklärt...", dann fängt man an Blödsinn zu erzählen - sonst eigentlich nicht.

Was euch mit der letzten Platte vorgeworfen wurde ist der fehlende politische Hintergrund, was auch den Sportfreunden schon vorgeworfen wurde. Nervt euch das?

Nee, aber es verwundert uns so ein bisschen, weil wir es nicht als unsere Aufgabe sehen politische Musik zu machen. Ich tue mich auch schwer politische Texte zu schreiben, nicht weil ich nicht politisch interessiert bin, sondern wenn z.B. an einem Tag der Wolkenkratzer zusammenbricht - am gleichen Tag aber deine Freundin mit dir Schluss macht, dann ist dir der Wolkenkratzer in dem Moment egal und ich das eher in meinen Texten verarbeite. Wenn auch Texte wie "Selbstbehauptungen und Grenzen" oder "Fast wie Giganten" Themen wie soziale Isolation zum Thema haben - von daher will ich nicht ausschließen, dass ich irgendwann verstärkt politische Messages unterbringe.

Wo schreibt du deine Texte am liebsten?

Bei mir zu Hause - ich brauche dann totale Langeweile dafür. Ich kann das nicht, wenn ich irgendeine Aufgabe habe.

Letzte Frage: Was meinst, wie hoch ist der Anteil des guten Sommers im letzten Jahr am Erfolg eurer Platte?

Schwer zu sagen. Ist eine gute Frage eigentlich.

Ich stelle mir die Frage, weil sie mich durchweg durch den letzten Sommer begleitet hat.

Das haben uns viele gesagt und es ist auch was sehr schönes. Wir haben beim neuen Album auch ein Stück, d.h. "Ein ganzer Sommer", was kein Jahreszeitenlied ist und was auch noch im Sommer erscheinen könnte, was gar nicht so doof ist, wenn ich es mir recht überlege.

Vielen Dank für das Interview und noch eine gute Zeit.

© Stefan Üblacker